
Der Barolo-Jahrgang 2021 - wie gut ist er wirklich?
Der Jahrgang 2021 bildet den krönenden Abschluss einer Reihe außergewöhnlich guter Jahrgänge im Piemont. Er vereint die Struktur und präzise Frische von 2019 mit der Saftigkeit und Fülle von 2020. Viele Winzer sagen mittlerweile sogar, dass 2021 der bislang beste Barolo-Jahrgang überhaupt sei!
Aber zuerst einmal alles von vorne:
Der Winter 2020 war kühl und niederschlagsreich. Regen und Schnee füllten die Wasserreserven der Böden und schufen damit eine ideale Grundlage für den Jahrgang 2021. Der Frühjahrsfrost führte in einigen Lagen zu Ertragseinbußen, während andere Gebiete kaum betroffen waren. Wo Schäden entstanden, lagen die Verluste teilweise bei 30 bis 50 Prozent, was in manchen Fällen die Entscheidung über eine separate Abfüllung in Frage stellte.
In frostfreien Lagen war der Ertrag 2021 etwas höher als 2019. Nach einer gleichmäßigen Blüte entwickelten sich kompakte, konzentrierte Trauben. Der Sommer brachte zunächst ausreichende Niederschläge, bevor eine lange Trockenperiode einsetzte, die bis in die folgenden Jahre anhielt. Solche Stressphasen gelten allgemein als förderlich für die Qualität, da Rebstöcke unter moderatem Druck besonders hochwertige Ergebnisse hervorbringen. Ein Hagelereignis im Juli verursachte in Teilen des Roero erhebliche Schäden, während die benachbarten Gebiete Barolo und Barbaresco weitgehend verschont blieben.
Charakteristisch für 2021 war das Ausbleiben extremer Hitzespitzen. Die konstant warmen Tage wurden durch kühle Nächte ausgeglichen, wodurch die Trauben eine harmonische Zucker-, Säure- und Phenolreife erreichten. Die Lese fand unter optimalen Bedingungen statt: morgendlicher Nebel, sonnige Tage und frische Nächte. Manche Weingüter nutzten diese günstigen Voraussetzungen, um die Maischestandzeiten deutlich zu verlängern. Dies führte zu besonders intensiven Weinen mit einer außergewöhnlich reifen, opulenten Frucht. Weine aus höher gelegenen Cru-Lagen zeichnen sich zudem durch eine lebendige Säurestruktur aus, die ihnen zusätzliche Spannung verleiht.
Im Vergleich zu Referenzjahren wie 2016 fällt 2021 durch durchschnittlich höhere Temperaturen auf, die seit einigen Jahren messbar sind. Dadurch zeigen die Weine mehr Fruchtfülle und Kraft, während die Tannine reif, fein geschliffen und samtig wirken. Insgesamt präsentieren sie sich harmonisch, ohne trockene oder kantige Noten.
Noch vor nicht allzu langer Zeit galt es in Piemont als selten, mit Nebbiolo eine vollständige Tanninreife zu erreichen, weshalb besonders sonnige Lagen im Fokus standen. Mittlerweile rücken verstärkt höher gelegene Parzellen in den Vordergrund, die dem Wein zusätzliche Frische und Spannung verleihen.

Wir trinken immer weniger Wein - wieso ich dennoch ein Weingeschäft gründe
Allen voran sind es die jüngeren Generationen, welche kaum noch Wein trinken und sich auch anderweitig dem Konsum von Alkohol abwenden.
Als Folge daraus entsteht ein Überangebot, so dass der Weinbau mittlerweile in verschiedenen Anbaugebieten rückläufig ist. Wie beispielsweise im Weinland Frankreich, wo im Bordeaux immer wie mehr Produzenten mit der Produktion von Wein aufhören und sich anderen Anbaukulturen und Produktionen widmen.
Wie steht es jedoch um die allgemeine Qualität der Weine?
Die Qualität der Weine hat sich in den letzten 5-10 Jahren extrem verbessert. Dies nicht zuletzt deswegen, da sich nur die besten Produzenten gegenüber der starken Konkurrenz behaupten und differenzieren können.
Womöglich schaffen es also nur jene Produzenten sich am Markt durchzusetzen, welche qualitativ hochstehenden Wein herstellen und zusätzlich auch mit dem Trend gehen. Denn auch eine ressourcenschonende und nachhaltige Produktion bekommt je länger je mehr an Bedeutung.
Gleichzeitig ist der Weinbau im Wandel. Viele Anbaugebiete erleben einen frischen Wind. Dies hauptsächlich aufgrund vieler Generationenwechsel, wo jüngere Winzer und Winzerinnen den Betrieb der Eltern übernommen haben und neue Ideen und Herangehensweisen einfliessen lassen. Andererseits leistet vielleicht auch der Klimawandel einen gewissen Beitrag für (noch) bessere Bedingungen zu sorgen, in Gebieten welche bis anhin etwas im Schatten von bekannteren Weinbauregionen standen.
Einen solchen Aufwind erlebt beispielsweise auch die Schweiz. Die Qualität hat sich in den letzten Jahren enorm verbessert und erfreut nicht nur hierzulande die Weinkonsumenten. Auch bei den bedeutenden Weinkritikern blieb diese Entwicklung nicht unbemerkt, so dass nicht vor langer Zeit einer Walliser Winzerin das erste Mal überhaupt in der Schweiz mit 100 Punkte von Robert Parker ausgezeichnet wurde. Eine ähnliche Entwicklung ist auch in Deutschland oder in vermeintlich weniger namhaften Gebieten in Norditalien, z.B. Gattinara, zu beobachten.
Das Weinangebot ist in dieser Zeit also nicht nur gross, sondern auch auf einem qualitativen hohem Level, wie dies zuvor vermutlich noch nie der Fall war.
Zu viele solcher aufstrebenden Produkte finden jedoch den Weg nicht zu uns und bleiben unentdeckt. Gründe hierzu gibt es verschiedene.
Damit dies nicht länger so bleibt, habe ich es zu meiner Mission gemacht, solche Trouvaillen hierzulande nicht unbemerkt zu lassen.
„Willkommen bei Weinselektionen Nietlispach - sorgfältig ausgesuchte Weine, welche nicht unentdeckt bleiben sollten"